Normalerweise haken wir bei unseren Kunden erst mal vorsichtig nach, wenn sie uns sagen, dass sie eine Jalousie haben. In Berlin sagen sie sowieso Jalousie bzw „Jaluppe“ zu allem. Egal ob Plissee, Rollo, Innenjalousie, Dourollo oder Rolltor. Wenn sie dann sagen, dass die „Jalousie“ außen ist und auch noch aus Holz, dann ist es eigentlich immer ein Rollladen.

So kam es auch an diesem schönen Tag, als ein älteres Ehepaar unseren Laden betrat und von einer defekten Außen-Holz-Jalousie berichtete. Mit einer gewissen fachmännischen Überheblichkeit fuhren wir zu den Kunden, in freudiger Erwartung eines kaputten Rollladens. Aber wir staunten nicht schlecht, als wir feststellen mussten, dass der Kunde von Zeit zu Zeit auch mal die Wahrheit spricht. :)

Dieses Prachtstück an sonnenschutztechnischer Handarbeit versetzte uns in Begeisterung. Man hat davon gehört, aber wenn man mal eine sieht, kann man es kaum glauben.
Natürlich schon in die Jahre gekommen, an mancher Ecke schon etwas „ausgefranst“, an den Eisenketten etwas angerostet, aber alles in allem „nur“ gerissene Schnüre.

Man lernt in unserer Ausbildung auch die Geschichte des Sonnenschutzes. Von feststehenden, verschnörkelten Holzverkleidungen im alten Orient, über die erste patentierte, verstellbare Jalousie in Frankreich am Anfang des 19. Jahrhunderts, zur modernen, überall verbreiteten, oft auch elektrischen, Aluminium-Jalousie.

Mit größtem Respekt vor dieser „Antiquität“ machten wir uns an den Austausch der Schnüre und die Befreiung vom wohl 50-60 Jahre altem Staub. Unglaublich, die Handgearbeiteten Umlenkrollen (evtl. aus Horn), die immernoch nicht abgenutzt und leichtgängig sind, das faszinierende „Schnellspannsystem“ für die Führungsdrähte, die wohl maschinell gebogenen Eisenspangen, die mit den Ketten die „Leiterkordel“ bilden, und die handgebogenen Metallschlaufen an den Enden der Lamellen, durch die das Führungsseil läuft.

Stolz darauf, ein solches Schmuckstück reparieren zu dürfen, haben wir den Kunden von unserer Faszination berichtet und das Versprechen bekommen, dass wir die Jalousie als Ausstellungsstück „erben“, wenn sie mal ihren Dienst getan hat. Trotzdem hoffen wir, dass sie weiterhin ihre Aufgabe so verlässlich und zufriedenstellend verrichtet, wie bisher.

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